Berufswunsch Bäuerin: My Farm is my Castle
Hinterwäldlerisch, hörig, plump – Der Prototyp einer Bäuerin. Wie überholt dieses Bild ist, zeigen uns drei junge Frauen. Denn auf ihren Bauernhöfen bestimmen sie, wo es lang geht.
von MARZELL BUFFLER
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Julia vom Erdbeerenbühl
Roarhommm… Ein markerschütterndes Brüllen dröhnt aus der Scheune auf dem Erdbeerenbühl. Hinter dem offenen Tor flackern zwei leuchtende Augen in drei Meter Höhe auf. Eine schwarze Rauchwolke zieht aus der Dunkelheit ins Freie. Sie vermischt sich mit dem kalten Herbstregen, der die schwäbische Alb seit Tagen in eine düstere Stimmung taucht. Der Geruch von verbranntem Öl mischt sich mit Tannenduft. Ein erneutes Röhren. In der Scheune bewegt sich etwas, die Augen werden größer, kommen näher.
Langsam rollt das gelb-grüne Ungetüm auf den Hof von Familie Jäger, die vier Räder sind fast mannshoch. Elf Tonnen Stahl kommen mit einem Ruck zum Stehen. Das laute Zischen der Druckluftbremsen lässt ahnen, welche Kräfte hier wirken. Die Glaskabine auf der Maschine wirkt aufgesetzt und zerbrechlich. Ein bisschen wie das Papamobil, nur in viel größer.
Die Tür schwenkt auf und gibt den Blick auf den Kommandostand der Forstmaschine frei. Dort hat es sich Julia Jäger bequem gemacht. Sie ist in dem Moment Gehirn und Schaltzentrale der 170 Pferdestärken unter ihr. Die glatten dunkelbraunen Haare der zierlichen 22-jährigen fallen locker über ihre Schultern. Julia trägt eine schwarze Hose, modern und eng geschnitten, aber funktional mit seitlichen Taschen für Werkzeuge.
Über das T-Shirt hat sie die braune Fleece-Jacke eines bekannten Herstellers für Arbeitskleidung gezogen. Es ist keine der unförmigen und übergroßen Männerjacken. Der Passform nach, kommt sie aus der eigens für Frauen entwickelten Kollektion. Das einzige was an Julia grob, aber trotzdem nicht wie ein Fremdkörper wirkt, sind die geschnürten, knöchelhohen Arbeitsschuhe. Die eingebaute Stahlsohle und –kappe fordern ihren Tribut in Sachen Mode.
Lebensziel Bäuerin
Sicherheitsschuhe und Gummistiefel gehören für Julia zum Alltag. Die älteste von drei Töchtern ist auf dem Bauernhof auf der schwäbischen Alb aufgewachsen. Ihr Vater ist Forstunternehmer und Nebenerwerbslandwirt. Schon in der Grundschule wusste sie: „Ich werd` Bäuerin.“ Während sie das mit ihrer ruhigen aber bestimmten Stimme sagt, sitzt sie zurückgelehnt und mit verschränkten Armen am Küchentisch. Es ist Zeit für eine Kaffeepause mit ihrem Vater Günther.
Als es nach dem Schulabschluss darum ging, sich eine Ausbildung zu suchen, war Julia dennoch unsicher. „Ich wollte unbedingt was im Freien arbeiten und habe deshalb ein Praktikum beim Vermessungsamt gemacht. Aber das war dann doch zu viel Büroarbeit.“ So gab Julia am Ende doch ihrem ersten Impuls nach und entschied sich für die Landwirtschaftslehre.
Bis heute ist dieser Berufszweig von Männern dominiert. Auf zehn Auszubildende kommen gerade einmal zwei Frauen. Geschont wurde Julia auf ihren Ausbildungsbetrieben trotzdem nicht. Da kam es auch vor, dass sie alleine bei Wind und Schnee eine Silomiete abräumen oder zentnerschwere Eichenbalken umschichten musste. „Aber schließlich sind Lehrjahre keine Herrenjahre,“ resümiert sie und lächelt gequält. Ihr Vater Günther sieht das anders: „Zum Teil werden die Lehrlinge auf den Höfen richtig ausgebeutet. Egal, ob sie Junge oder Mädchen sind. Aber Julia hat das eisern durchgezogen. Wenn sie etwas will, macht sie es auch.“
Mein Bereich, dein Bereich
Man merkt Julia an, dass sie für das Leben auf dem Hof brennt. Wenn es geht, will sie den elterlichen Betrieb einmal übernehmen. Allerdings hat sie noch keine konkreten Plänen wie das aussehen kann. Um sich vorzubereiten, hat sie im September eine zweijährige Vollzeitschule als staatlich geprüfte Technikerin für Landwirtschaft angefangen. Günther erinnert sich zurück, welche Rolle Frauen früher in der Landwirtschaft hatten: „Damals waren Frauen auf dem Hof für Melken, Kinder, Haushalt da. Viele haben es bis heute nicht kapiert, dass Frauen genauso die großen Maschinen fahren können.“
Julia pflichtet ihm bei: „Ich war auch schon als Betriebshelferin auf Höfen, wo es am Anfang hieß, eine Frau können sie nicht brauchen. Aber am Ende waren sie doch alle zufrieden.“
Besonders einschneidend war für Julia ein Bewerbungsgespräch bei einem Maschinenring in der Nähe. „Die haben dringend landwirtschaftliche Betriebshelfer als Krankheitsvertretung für Betriebe gesucht. Die Sekretärin hat nicht mal meine Zeugnisse angeschaut. Sie ist einfach davon ausgegangen, dass ich in die Hauswirtschaft will.“
Während sie in ihrem Instant-Kaffee rührt, muss sie schmunzeln: „Außer Nudeln mit Soße kann ich nichts kochen. Ich hab gefragt, ob sie mich nicht wie ein Mann einstellen könnten. Da hieß es, dass sie doch niemanden brauchen.“ Wenig später hat Julia bei einem anderen Unternehmen als Betriebshelferin angefangen. Und wurde für ihren ersten Einsatz dann prompt an den Maschinenring ausgeliehen – weil dort Arbeitermangel herrschte.
Der Sohn, der eine Tochter wurde
Dass ihr Vater stolz auf seine Älteste ist, erkennt man schon daran, wie er sie neckt und gleichzeitig liebevoll anschaut. Mit einem breiten Lächeln hinter seinem grauen Vollbart macht er seine Späße: „Eigentlich hätte sie ja ein Junge werden sollen. Nach der dritten Tochter hab ich dann akzeptiert, dass es keine Söhne mehr gibt. So passt es jetzt auch. Aber ab und zu will Julia halt unbedingt ihren Kopf durchsetzen.“
Besonders vorletztes Jahr, als Günther eine neue Hüfte bekommen hat und neun Monate ausfiel, hat Julia viel Verantwortung übernommen. Sie führte das komplette Forstunternehmen und den Bauernhof. Rückwirkend sagt sie: „Die Arbeit im Wald war schon eine Herausforderung. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, weil ich bis dahin kaum mit den Maschinen gefahren bin. Trotzdem hat es gut funktioniert.“
„Sie hat ihren Mann gestanden“, ergänzt Günther. Auch sonst ist Julia keine typische Prinzessin. Sie lacht „Ich bin einfach ein Bauer.“ Dann ergänzt sie schnell: „Nein, ich bin halt viel in Vereinen aktiv. Und ich geh gern auf Dorffeste, wo man jeden kennt. Shoppen geht gar nicht. Wenn mich meine Freundinnen mitnehmen, bin ich abends immer ganz fertig.“ Ganz glauben kann man das nicht. Schließlich trägt sie im Haus skinny Jeans, dazu ein modisches Top mit Spaghettiträgern. Um ihren Hals hängt ein feingliederiges Silberkettchen mit einem winzigen Heiligenanhänger. Und auf der Innenseite des rechten Handgelenks wird eine zarte Tätowierung sichtbar, als sie sich mit ihren kurzen, aber gepflegten Fingernägeln am Hinterkopf kratzt: „Ok, es muss auch nicht sein, dass man schon von der Weite sieht, wer ein Bauer ist.“
Den Wald aufs Smartphone holen
Wenig später thront Julia wieder in ihrer Arbeitskleidung auf dem luftgefederten Sitz des Forsttraktors mitten im Wald. Sie hat die Arme auf den Armstützen abgelegt. Ihre Hände umschließen jeweils locker einen Joystick, die Daumen schweben über den unzähligen Knöpfen. Kaum merklich bewegt sie die rechte Hand. Mit Ächzen hebt sich der sieben Meter lange Kran hinter ihr und schwenkt nach links. Wie der Hals einer Giraffe verschwindet er im Dickicht. Unter lautem Krachen brechender Äste, zieht Julia mit dem Greifer zwei dicke Buchenstämme auf den Weg. Bevor sie diese am Wegrand ablegt, klappt sie die Armlehne nach oben und springt aus der Maschine. Mit einem geübten Griff holt Julia ihr Smartphone aus der Tasche und macht ein Selfie.
Das braucht sie für ihren Instagram-Kanal. Dort erzählt die Jungbäuerin seit über fünf Jahren von ihrem Leben auf dem Hof. Wie gut das ankommt, zeigen ihre mittlerweile 29.500 Follower. „Ein Trend,“ beobachtet Julia. Leider finden sie in den Sozialen Medien zum Thema Landwirtschaft nicht nur Frauen mit ihrem eigenen Anspruch: „Dort gibt es immer mehr Mädels, die halbnackt vor einem Traktor posieren.“
Für Julia zerstören sie das Bild moderner Frauen in der Landwirtschaft, das sie so mühevoll aufgebaut hat: „Es kann ja jeder auf Instagram machen, was er will. Aber ich fände es abstoßend, wenn sich meinen Kanal nur ältere Männer anschauen, weil ich sexy Fotos poste.“
Mach dein Ding und steh dazu
Starke Frauen definieren sich für Julia darüber, dass sie ihr eigenes Ding durchziehen. Sie selber bewundert zwar alle, die eine steile berufliche Karriere hinlegen: „Aber es ist nicht richtig, Frauen als altbacken hinzustellen, nur weil sie das nicht so machen. Wenn sich eine Frau daheim um ihre fünf Kinder kümmert, muss man das genauso wertschätzen. Viele wollen alles haben, aber dann kommt immer etwas zu kurz. Da muss man sich halt entscheiden.“
In diesem Moment vibriert das Telefon in ihrer Hand. Julia geht ran, ein Freund ist am anderen Ende: „Ich muss los, mein Kumpel braucht Heu und Stroh für seine Hasenzucht.“ Sie schwingt sich in ihren Forsttraktor, lässt den Motor noch einmal aufheulen und braust Richtung Erdbeerenbühl davon.
Monja von der Alb
Dicke schwarze Wolken hängen über Altheim, einer kleinen Ortschaft 25 km nördlich von Ulm in Baden-Württemberg. Es ist düster und kalt. Der Wind peitscht einem um die Nase, der Sommer ist endgültig vorbei. Vor dem Öchslehof steht verlassen der pechschwarze Deutz Warrior, sein Vorderreifen spiegelt sich in einer trüben Pfütze. Der Traktor wartet samt Anbaugerät auf seinen Einsatz im Feld. Auch im Kuhstall ist es dämmrig. Durch die weit geöffneten Tore fällt kaum Licht ins Innere. Die hundert Kühe stört das wenig. Sie liegen größtenteils in ihren Liegeboxen und kauen gelangweilt wieder. Nur in der hinteren Ecke scheuert sich ein Tier den Kopf am Metallgestänge. Klackklackklack.
PINK is the new GREEN
Doch dann kehrt plötzlich Leben ein. Zügig aber nicht hektisch, läuft Monja Öchsle in ihren übergroßen Stiefeln über den Futtergang. An ihrer Arbeitshose kleben Reste von Futter, Kuhmist und Milch. Die Farbe ihres Pullovers sticht in der Monotonie aus Grün- und Brauntönen hervor, wie ein Flamingo im Dschungel – er leuchtet pink.
„Wenn ich mal bewusstlos irgendwo liege, findet mich mein Mann sofort“, lacht die 26-jährige und zeigt zur Begrüßung ihre makellos weißen Zähne. Nicht weniger als der Pullover strahlen dabei ihre braunen Augen. Monjas gute Laune steckt an. Selbst als sie in ernstem Ton weiterspricht, zeigen ihre Mundwinkel immer ein wenig nach oben: „Im Stall trage ich immer Pink. Pinker Pulli, pinke Hosen, pinke Gummistiefel. Privat bin ich nie so knallig angezogen. Aber unser Stall mit den Holzwänden ist dunkel. Da will ich nicht so trostlos herumlaufen. Wenn mir die Arbeit Spaß machen soll, möchte ich das auch zeigen.“ Oft sprechen sie Spaziergänger an. „Die freuen sich, wenn ich so bunt über den Hof renne.“
Auch sonst ist Monja nicht die klassische Landwirtin, sondern aufgewachsen der Stadt. „Wohlbehütet“, wie sie sagt, „in einer Familie mit besserem Stand.“ Zur Landwirtschaft hatte sie keinerlei Bezug, nicht einmal ein Haustier gab es in ihrem Elternhaus. Da lag es auf der Hand, dass sie eine Ausbildung zur Kauffrau im Büromanagement macht. Doch dann lernte sie mit 18 Jahren Thomas kennen. Einen Landwirt. Ihre Eltern waren geschockt, die Mutter kann sich bis heute nicht mit dem Gedanken anfreunden. Beim ersten Besuch auf dem Hof dachte Monja: „Scheiße, was tust du dir da an.“
Doch schon damals zog Monja ihr Ding durch: „Thomas hat nie verlangt, dass ich auf dem Hof mitarbeiten muss. Aber wenn wir schon zusammen sind, dann helfe ich ihm auch.“ Nach kurzer Zeit ziehen die beiden zusammen. Monja steht morgens und abends im Stall, arbeitet tagsüber weiterhin als Managementassistentin im Büro. Auch jetzt lächelt sie wieder, und zupft an ihrem blonden etwas zerzausten High Bun: „Ich hatte überhaupt keine Vorstellung von Landwirtschaft und was da alles dahintersteckt.“
Der Lernprozess war schwierig. „Am Anfang hab ich meinem Mann beim Melken nur zugeschaut. Immer und immer wieder. Dann durfte ich unter seiner Aufsicht selber ran. Am Schluss musste ich fast wie eine Prüfung bei ihm ablegen.“ Den letzten Satz spricht sie extra laut, wohlwissend, dass Thomas gerade hinter ihr vorbeiläuft. Der kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Die ungelernte Fachkraft
Vor vier Jahren wurde die junge Frau schwanger, hat ihren Bürojob gekündigt und arbeitet seitdem Vollzeit auf dem Betrieb. Heute läuft sie mit festem Schritt zwischen den Kühen hindurch, ihre Augen wandern von links nach rechts. Ab und zu bleibt sie stehen, lehnt sich an das Fressgitter und schaut genauer hin. Ihr entgeht hier nichts, sie hat jedes der Tiere im Blick, sieht wenn etwas nicht in Ordnung ist.
„Mittlerweile hat Thomas mir den Stall komplett überlassen. Ich bin hier den ganzen Tag und weiß was abgeht, während er draußen die Felder bewirtschaftet. Er nimmt mich da auch ernst, obwohl ich nicht Landwirtschaft gelernt hab.“
Mit der Familie von Thomas ist es da schwieriger. Der Schwiegervater kann es bis heute nicht akzeptieren, dass Monja im Stall das Kommando hab. Seit sie milkt, lässt er sich im Melkstand nicht mehr blicken. Das Leuchten in ihren Augen lässt nach, ihre Gesichtszüge verhärten sich kaum merklich: „Er ist halt noch auf der Schiene, dass die Frau daheim putzt und kocht,“ versucht Monja ihn zu entschuldigen. Was sie am meisten stört: „Dass er meine Verbesserungsvorschläge nicht annimmt, weil ich keine landwirtschaftliche Ausbildung habe.“
Learning by Doing
Dabei hat sich Monja in den zehn Jahren auf dem Hof ein breites Wissen angeeignet. Während andere Frauen in ihrer Freizeit Romane lesen, verschlingt sie abends ein Fachbuch nach dem anderen. Als Thomas seinen Meister macht, saugt sie alles auf, was sie in seinen Unterlagen findet. „Er hat schon gesagt, dass ich mehr weiß als er.“ Das bekam auch schon der Fütterungsberater zu spüren. Dem gab sie deutlich zu verstehen, dass seine Produkte nicht das halten, was er verspricht. Seitdem kommt er nicht mehr. Monja ist stolz, den Männern mit ihrem Fachwissen Paroli bieten zu können.
Der Erfolg gibt dem Ehepaar Öchsle Recht. Als es den Betrieb vor fünf Jahren übernommen hat, lief der nebenher und war wirtschaftlich unrentabel. „Das war die härteste Entscheidung in meinem Leben. Wir waren beide erst 21 und hatten nur vier Wochen Zeit uns zu entscheiden. Nächtelang haben wir Ordner gewälzt und mit Buchhaltern rumgerechnet. Irgendwann hab ich gesagt: „Lass uns das einfach machen. Mehr wir schiefgehen kann es ja nicht.“ Ich hab gespürt, dass mein Mann den Hof eigentlich übernehmen will. Aber aus Rücksicht auf mich, hätte er darauf verzichtet.“ Heute können Monja und Thomas samt ihrer beiden kleinen Kinder von der Landwirtschaft gut leben.
Meine eigene kleine Welt
Der Hof ist Monjas ganze Welt, trotz der vielen Arbeit. Sie entspannt sich beim Joggen oder im Kegelclub. Das geht während Corona leider nicht mehr. Lange Urlaube fehlen ihr dagegen nicht. Da ist es eher Thomas, der seine Frau wenigstens zu einem Tagesausflug drängen muss. Unter einer Bedingung: „Am Abend müssen wir aber wieder daheim sein. Ich will nicht, dass jemand anderes melkt.“
Dass sie diese Entscheidung treffen kann, macht für Monja ein selbstbestimmtes Leben aus. Ob das anderen gefällt oder nicht. Sie vergleicht es mit Mode: „Wenn eine Hose aus 2000 mir heute noch gefällt, zieh ich sie an. Egal ob das gerade Trend ist oder nicht.“ Sie will gegen den Strom schwimmen und es nicht wie andere Frauen machen. „Frauen, die nur auf ihre Karriere schauen, sind für mich nicht unbedingt stark. Sie machen ihren Job. Die Frauenquote fördert den Druck. Ich kenne einige, die sind vierzig und sitzen in einem Unternehmensvorstand. Und jetzt fällt ihnen ein, sie wollen doch ein Kind.“
Monjas gute Laune kommt bei ihren Followern an
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monjas.farmlife An Tagen wie diesen, frag auch ich mich manchmal woher die ganze Kraft kommt
Seit 03:30 Uhr bin ich nun auf den Beinen wir haben heute gefühlt so viel geschafft, wie andere zu zehnt nicht schaffen und dabei sind wir zu zweit mit Baby und Kleinkind
Es ist Wahnsinn, was man alles schaffen kann, wenn man nur will und wenn man, das was man tut mit voller Leidenschaft macht.
Wir sind jetzt startklar für den Mais & ja mich hats nun auch erwischt, das liebe Maisfieber – ich kanns kaum noch abwarten
Kommentare ansehen
User 1 Deine Worte sind Balsam für alle die auch solche Tage absolvieren und sich hinterher fragen wie ging das denn.
User 2 Du weißt ja, du hast meinen vollen Respekt! Du bist mein absolutes Vorbild als Powerfrau und ich hoffe, wenn ich irgendwann mal selbst Kinder hab und einen eigenen Betrieb führe, dass ich das nur halb so gut hinbekomme wie du!
User 3 Powerfrau hoch 10
User 4 Eine wirklich taffe Frau
User 5 Guten Tag Du bist so schön
User 6 Weil es eure Leidenschaft ist und ihr dafür lebt… dafür größten Respekt
Wenn jemand mein Bild sieht und lächelt, hab ich mein Ziel erreicht
Für die junge Landwirtin ist wichtiger, dass man glücklich durchs Leben geht. Das will sie auch mit ihrem Instagram-Account zeigen. „Ich wollte damit nie polarisieren. Es geht nur darum, eine positive Stimmung zu erzeugen. Die Leute sollen sehen, dass Landwirte nicht nur griesgrämig auf dem Hof rumlaufen. Wenn nur ein Mensch lächelt, wenn er meine Bilder sieht, hab ich mein Ziel schon erreicht.“
Während sie das sagt, tritt sie aus dem Stall heraus. Der Wind hat sich gelegt, es ist wärmer geworden. Und die Wolken wirken ein kleines bisschen weniger dunkel.
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Martina van Aukönig
Ein bisschen wie eine Königin steht Martina Hopf an der Mauerbrüstung und blickt hinunter auf ihre Ländereien. 23 Hektar Grünland, 10 Hektar Wald und eine Alm mit 150 Hektar nennt sie ihr Eigen. Achtzehn Fleckviehkühe verteilen sich auf der abschüssigen Wiese vor ihr. Manche grasen in Gruppen, andere liegen vereinzelt im nassen Gras und kauen genüsslich wieder.
Als Martina zu ihnen hinunterläuft reagieren sie sofort, heben die Köpfe und blicken zu ihr. Zwei der Tiere laufen direkt auf sie zu und stupsen Martina mit ihrem feuchten Flotzmaul an. „Sie sind für mich wie Familienmitglieder“, sagt die 29-jährige Steirerin und krault die beiden hinter den Ohren.
Bereits vor sechs Jahren hat Martina die Hälfte des landwirtschaftlichen Betriebs von ihrem Vater übernommen. Die andere Hälfte gehört noch ihrer Mutter. Die geht aber dieses Jahr ebenfalls in Pension. Der Aukönighof ganz in Frauenhänden – nicht das erste Mal in der jahrhundertealten Familiengeschichte.
„Ich bin die jüngste von vier Schwestern. So gab es nie die Diskussion, dass eine Frau den Hof übernimmt. Landwirtschaft ist meine Leidenschaft, schon als Kind war ich am liebsten daheim bei meinen Tieren. Damit bin ich groß geworden, es gibt für mich keine Alternative dazu.“
Aus Zweifeln wird Stärke
Was sich jetzt selbstsicher anhört, war aber nicht immer so. Vor einiger Zeit hat Martina mit sich gekämpft. „Da war ich mir nicht sicher, ob ich das schaffe. Aber ich hab mich aufgerafft. Seitdem gibt es für mich keine Zweifel mehr.“ Die Jungbäuerin schämt sich nicht für diese Momente. „Das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.“
Dieses Selbstvertrauen braucht die Heumilchbäuerin in ihrem Beruf. Schließlich ist sie eine von wenigen Frauen im Bezirk Murtal, die Chefin auf dem eigenen Hof ist. Auch beim landwirtschaftlichen Meisterkurs hatte Martina nur eine Mitstreiterin. In der von Männern dominierten Landwirtschaft muss sie immer wieder dagegenhalten.
Das Bild der rüpelhaften Bauern, die einer Frau nichts zutrauen, kann sie aber nicht bestätigen: „Ein ernsthaftes Problem gab es bisher mit keinem Kollegen. Es hat noch nie jemand gesagt, du schaffst das nicht. Manchmal schauen sie etwas schief. Aber dann sehen sie schon, wie ich das alles hinbekomme.“
Dabei sind es gerade Skeptiker, die Martina antreiben. „Wenn einer meint, ich kann das nicht, dann erst recht.“ Das beweist sie gerade mit dem Bau eines neuen Laufstalls. Mit großen Schritten, die Hände tief in den Taschen ihrer dunkelblauen Jacke verborgen, läuft sie den Hang der Wiese hoch. Vor ihr strahlt die Holzfassade des Neubaus in der Mittagssonne. Gerade fährt ein Lastwagen vom Hof, drei Bauarbeiter betonieren das Fundament des neuen Fressgitters. Ein kurzes „Hallo“ zur Bauherrin, dann arbeiten sie weiter.
Landwirtin fürs Leben
Martina lächelt leicht, wirkt zufrieden. „Ich will die nächsten 30 Jahre Landwirtin sein. Das ist im alten Anbindestall arbeitswirtschaftlich nicht zu schaffen.“ Lange hat sie zusammen mit ihrer Familie diesen Schritt geplant, im April dieses Jahres ging es los. Zukünftig bietet der Offenstall Platz für 35 Milchkühe. Gemolken wird im Side-by-Side-Melkstand mit acht Plätzen. Genau die richtige Betriebsgröße für Martina: „Bei mir kommt Qualität vor Quantität. Lieber schaffe ich 35 Kühe gut, als dass ich mit 60 nicht rum komm. Irgendwann kommt die Zeit, in der ich den Stall hauptsächlich allein stemmen muss.“
Martinas Freund kommt nämlich nicht aus der Landwirtschaft. Er arbeitet hauptberuflich als Installateur und hilft am Wochenende und in seinem Urlaub auf dem Hof mit. „Das ist eigentlich gut so. Er bringt seine eigenen Ansichten mit ein. Und er steht immer hinter mir. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
Ganz einfach ist das Projekt Stallbau aber nicht. Schließlich investiert die Jungbäuerin einige 100.000 Euro. Da will sie alles richtig machen. Und so kommt Martina auch an ihre Grenzen: „Das hat mich schon mal zum Verzweifeln gebracht. Aber ich habe gelernt Leute zu fragen, die in ihrem Fach gut drauf sind. Tausch dich mit ihnen aus, lerne von ihnen und werde dadurch besser.“
Hilfe annehmen
Ein Punkt, der für Martina von zentraler Bedeutung ist: „Ich weiß was ich will und lasse mich nicht klein reden. Aber ich nehme auch Hilfe an. Wenn zum Beispiel etwas kaputt ist, sage ich das meistens meinem Freund oder meinem Papa. Klar könnte ich die Sachen selbst reparieren. Aber die beiden sind da einfach besser drauf und es geht schneller. Auch fürs Mähen und Einfahren lasse ich immer die Männer kommen. Warum soll ich ihr Können nicht nutzen?“
Martina sieht darin keine Schwäche. Genauso wenig glaubt sie, dass man ihr den Beruf zu jeder Zeit ansehen muss. „Trotz Landwirtschaft kann man ja trotzdem auch Frau sein. Warum soll man nur die eine Seite haben. Ich bin zwar keine Prinzessin. Aber wenn ich unterwegs bin, richte ich mich auch entsprechend her. Da bin ich auf der coolen Seite und eher eine Rockerbraut.“
Das zeigt sie auch. Eine Haarsträhne hat sie locker als Tolle nach hinten gesteckt. Neben der engen Bluejeans, trägt sie ein modisches dunkelrotes Top. Hinter dem Halsausschnitt spitzelt auf dem linken Schlüsselbein ein verschnörkelter Schriftzug hervor. THE STREET OF LIVE IS YOURS – frei übersetzt: “Geh deinen Weg.“ Nicht die einzige Tätowierung, wie Martina verrät.
Ein neues Bild von Landwirtschaft
Was auf den ersten Blick gegensätzlich erscheint, wirkt bei ihr als harmonische Einheit. Damit ist sie nicht alleine. Wie viele junge Bäuerinnen, zeichnet sie damit das Bild einer neuen Generation auf den Bauernhöfen. Und das will die Martina auch anderen Menschen zeigen.
Auf ihrem Instagram-Account folgen ihr mittlerweile fast 10.000 Abonnenten. „Die Menschen fangen an, sich für die Landwirtschaft zu interessieren. Leider wissen sie überhaupt nicht, was wir eigentlich machen,“ beschreibt sie die Kluft zwischen Bauern und Gesellschaft. „Viele meiner Follower sind mir gegenüber aufgeschlossen. Das muss ich als Bäuerin dann aber auch sein. Man muss mit den Leuten reden und versuchen sie zu verstehen.“
Sie sieht darin eine Chance für die Landwirtschaft wieder ins Gespräch zu kommen. „Zum Beispiel, wenn ich mit Vegetariern rede. Die haben ein großes Herz für Tiere. Ich bin ebenfalls sehr tierlieb. Für mich sind meine Kühe alles. Es geht mir nahe, wenn ich eine hergeben muss. Wenn ich so bei den Kritikern der Tierhaltung argumentiere, findet man sich gegenseitig wieder.“
Anpacken statt jammern
Eine Strategie, die viele Bauern noch lernen müssen. „Viele jammern, dass die Bauernvertreter schuld an ihrer aktuellen Situation sind. Stattdessen sollten sie lieber selber das Problem anpacken. Jeder kann etwas tun, um die Landwirtschaft wieder in die Gesellschaft zurück zu bringen“, ist sich Martina sicher.
Das kann sie aus eigener Erfahrung bestätigen. Am Anfang hat ihr Umfeld sie belächelt. „Die haben gedacht: jetzt rennt sie schon wieder mit dem Handy im Stall rum.“ Heute wird Martina oft darauf angesprochen. Und dabei sind die Rückmeldungen meist positiv. Für sie ist klar: „Man muss aus den Klischees ausbrechen, mit denen man aufwächst. Das dauert eine gewisse Zeit. Aber wenn man immer an sich arbeitet ist man eine starke Frau und kann etwas bewirken. Auch als einfache Landwirtin. Dazu muss man nicht Karriere machen.“
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