Frau sagt, Mann sagt: Zahlen beim Date
Ein Thema, zwei Ansichten: Die beiden Autoren Katia Wagner und Marzell Buffler über die Frage, wer beim ersten Date die Rechnung übernimmt.
Frau sagt: „Ein Mann, der den Kaffee nicht zahlt – nein Danke!“
von KATIA WAGNER
Auch, wenn viele Frauen das einem Mann nie so offen sagen würden: es gibt nichts unerotischeres als einen Mann, der bei einem Date die Rechnung nicht zahlt. Das klingt vielleicht hart, es ist aber so. Wenn ein Mann nach dem Kennenlernen nach einer getrennten Rechnung fragt, gibt es nämlich nur zwei Erklärungen: Entweder ist er knausrig oder das Gegenüber ist ihm keine 3 Euro für den Kaffee wert. Und beides sind Gründe, den Typen getrost in der Kategorie „Danke, aber nein Danke“ zu verräumen. Wisch und weg.
Denn Frauen wollen umworben und wertgeschätzt werden. Klar, das wollen Männer auch. In der Regel sind es aber Männer, die die Frau um ein Date bitten – evolutionär liegt das Balzen und damit das Zahlen bei ihnen.
Auch, wenn Männer dann gerne mit dem weinerlichen Argument kommen, dass diese Haltung nicht mit der einer emanzipierten Frau zusammenpasst: spart euch das Gejammer, trocknet die Tränen, es geht sich aus! Als selbstbestimmte Frau kann ich mich über die Wertschätzung einer Essenseinladung freuen, aber auch gegen die gesellschaftliche Ungleichheit der Geschlechter kämpfen. Wer ernsthaft meint, die Ungerechtigkeit, dass Frauen im Jahr 2020 für denselben Job immer noch weniger verdienen als Männer, sei mit einer getrennten Essensrechnung zu kompensieren, hat nämlich noch nicht verstanden, worum es bei dem Thema der Geschlechtergerechtigkeit eigentlich geht. Wir wollen dasselbe wie ihr verdienen, leisten und dürfen. Wir wollen dieselben Chancen und Möglichkeiten haben. Wir wollen das, was ihr habt. Das gerne bei einem guten Kaffee. Nur dieses Mal zahlt ihr.
Mann sagt: „Die Emanzipation endet beim Espresso“
von MARZELL BUFFLER
Kavaliere haben es schwer heutzutage. Eine Schachtel Pralinen zur Verabredung mitbringen – bloß nicht, wegen des vielen Zuckers. Blumen sind irgendwie auch uncool, schließlich ist die Karrierefrau von heute kaum zu Hause. Und wer seiner Liebsten die Autotür aufhält, gilt als Chauvinist.
Wir Männer versuchen alles, damit wir nicht in eine dieser Tretminen tappen. Und zünden dabei meist eine Atombombe. Denn spätestens, wenn das Date zu Ende geht, sollen wir wieder denken wie anno 1897. Da heißt es plötzlich: Sie bestellt, er bezahlt. Wehe dem, der dem Kellner antwortet „Getrennt bitte!“
Warum genau hier die Emanzipation endet, weiß nur der liebe Gott. Am rein finanziellen Aspekt kann es nicht liegen. Ja, Frauen verdienen heute immer noch ein Fünftel weniger als Männer. Aber das hat doch nichts mit den 3,75 € zu tun, die ein Kaffee kostet. Schließlich bezahlen Frauen auch selber, wenn sie mit ihren Freundinnen unterwegs sind.
Vielleicht steckt eine andere Logik dahinter: Die Frau gibt fürs erste Date hunderte Euro für Outfit, Frisur und Make-up aus. Da kann der Kerl wenigstens das Essen zahlen. Andererseits betonen moderne Frauen aber gebetsmühlenartig, dass sie sich nur für sich selber schön machen.
Es bleibt nur eine Erklärung: Frauen wollen heute immer noch umworben und versorgt werden. Sie wünschen sich eine starke Schulter zum Anlehnen. Nur darf es niemand mitbekommen. So etwas geht am besten über die Kreditkarte. Eine Art Balztanz im digitalen Zeitalter. Das sollte uns Männern schmeicheln. Aber verstehen müssen wir es nicht.
Mein Vorschlag zur Güte: Wer einlädt, zahlt auch!
Hier gehts zum ersten Teil: Frau sagt, Mann sagt: Genderfreie Erziehung